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Vorwürfe gegen Christian Horner überschatten Präsentation des Red Bull RB20

Red Bull bestreitet heuer seine 20. Saison in der Formel 1 und stellte am Donnerstag seinen Boliden vor. Dass auch der beschuldigte Teamchef Christian Horner anwesend war, wirkte befremdlich.

Auch Christian Horner war bei der Präsentation des neuen Red-Bull-Boliden dabei.
Auch Christian Horner war bei der Präsentation des neuen Red-Bull-Boliden dabei.

Als letztes der zehn Formel-1-Teams präsentierte am Donnerstagabend Red Bull Racing per Livestream aus der Fabrik in Milton Keynes seinen neuen Boliden für die Anfang März in Bahrain beginnende Saison. Nachdem die Bullen im Vorjahr eine der dominantesten Saisons in der Geschichte der Königsklasse des Motorsports absolvierten und 21 von 22 Rennen für sich entscheiden konnten, ist es nur schwer vorstellbar, dass der RB20 2024 nicht das schnellste Auto im Fahrerfeld sein wird.

Max Verstappen: "Es ist immer schön, ein neues Auto zu sehen"

Die erste Ausfahrt mit seinem neuen Dienstauto machte Superstar Max Verstappen bereits am Dienstag. Der dreimalige Weltmeister fuhr den RB20 bei einem sogenannten Shakedown in Silverstone. "Es ist immer schön, ein neues Auto zu sehen. Ich freue mich auf die Testfahrten und das erste Rennen in Bahrain. Ich will das Auto verstehen und mich damit vertraut machen", erklärte der 26-jährige Niederländer im Rahmen der Präsentation. Auf die Frage, ob Verstappen heuer der vierte Titelgewinn in Folge gelingt, antwortete der Ausnahmekönner: "Das wird die Zeit zeigen."

Sergio Pérez glaubt an starke Saison

Optisch unterscheidet sich der RB20 kaum von seinem so erfolgreichen Vorgänger, die Lackierung bleibt quasi unverändert. Der neue Bolide sei eine Entwicklung des Autos aus dem Vorjahr. Genau aus diesem Grund ist Verstappen-Teamkollege Sergio Pérez davon überzeugt, dass man auch in der kommenden Saison wieder ganz vorn wird mitfahren können. "Ich bin sehr glücklich, das neue Auto mit dem beeindruckenden Konzept zu sehen. Ich glaube, dass wir uns in die richtige Richtung entwickelt haben und auch heuer erfolgreich sein können", sagte der 34-jährige Mexikaner, der in diesem Jahr um einen Vertrag bei Red Bull fährt.

Perfekte Inszenierung

Generell wurde die gesamte Präsentation in bewährter Red-Bull-Manier perfekt geplant und inszeniert. Der Fokus bei dem Event, das rund eine halbe Stunde dauerte und bereits am Vormittag aufgezeichnet wurde, lag aber nicht wirklich auf der Enthüllung des diesjährigen Boliden, sondern auf dem bevorstehenden Jubiläum. Denn Red Bull Racing absolviert heuer seine bereits 20. Saison in der Königsklasse des Motorsports. Aus diesem Anlass wurden mehrere Videos mit Rückblicken auf die bisherigen 19 Saisons abgespielt.

Anwesenheit von Christian Horner wirkte befremdlich

Überhaupt nicht ins Bild der perfekten Inszenierung passte allerdings die Anwesenheit von Christian Horner. Trotz laufender interner Ermittlung gegen den Teamchef, weil er sich gegenüber einer Mitarbeiterin unangemessen verhalten haben soll, ließ es sich der 50-jährige Brite nicht nehmen, beim Termin am Donnerstag dabei zu sein. Auch wenn für Horner die Unschuldsvermutung gilt, wirkte seine Anwesenheit befremdlich. "Ich habe noch nie ein Team gesehen, das mehr zusammenhält oder mehr Unterstützung bietet als dieses", sagte der Brite in Interviews rund um das Event in Milton Keynes. "Ich weise die Anschuldigungen zurück, für mich läuft das Geschäft ganz normal weiter, da bin ich mir sicher. Wenn ich das nicht wäre, wäre ich nicht hier. Ich möchte nicht über den Prozess sprechen. Ich konzentriere mich auf die Menschen und das Team."

Verstappen beteuerte, dass seine Beziehung zu Teamchef Horner unverändert sei: "Wir haben viele Dinge zusammen erreicht, das ändert nichts daran."

Angesichts der Vorwürfe verhöhnend war der eingespielte O-Ton von Chefstrategin Hannah Schmitz in einem der Videos: "Es ist ein großartiger Arbeitsplatz."

Am Sonntag wurden neue brisante Details - veröffentlicht von zahlreichen Medien - bekannt: Wie die "Times" in England nach eigenen Informationen berichtete, soll bei dem Formel-1-Rennstall der Wunsch bestehen, die Untersuchungen wegen angeblich unangemessenen Verhaltens des Teamchefs zu beschleunigen, "um die unerwünschte mediale Aufmerksamkeit und die Unsicherheit" zu beenden.

Die unabhängige Untersuchung gegen Horner soll wahrscheinlich zeitnah abgeschlossen werden, wie die "Times" weiter berichtete. Die offiziellen Formel-1-Testfahrten finden von diesem Mittwoch an bis zum Freitag statt. Die Untersuchungen werden auch der Frage nachgehen müssen, ob die Anwälte von Horner - nach Medienberichten - dem mutmaßlichen Opfer Schweigegeld in der Höhe von umgerechnet 760.000 Euro angeboten haben, um die Angelegenheit einvernehmlich zu klären.

Nun äußerte sich auch Ford, der Motorenpartner des Formel-1-Rennstalls ab 2026. "Als Familienunternehmen und ein Unternehmen, das sich selbst an sehr hohe Standards in Bezug auf Verhalten und Integrität hält, erwarten wir das Gleiche von unseren Partnern", erklärte Ford-Sportchef Mark Rushbrook. "Wir haben den Eindruck, und das wurde uns auch gesagt, dass Red Bull die Situation sehr ernst nimmt. Und natürlich sind sie auch um ihre Marke besorgt."

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