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Reparaturbonus fürs E-Bike gilt nicht überall

Sportfachhändler sind von der Förderaktion ausgeschlossen. Sie protestieren jetzt gegen die "praxisferne Regelung".

Sportfachhändler sind verärgert über die Regelung.
Sportfachhändler sind verärgert über die Regelung.

Michael Fischer ist Intersport-Händler in Vorarlberg mit sechs Standorten. Rund 2000 E-Bikes hat er 2023 in seinen Geschäften verkauft, an fünf seiner Standorte betreibt er auch eigene Servicewerkstätten. E-Bikes müssten regelmäßig zur Kontrolle, sagt Fischer, die Bremsen etwa würden aufgrund des höheren Gewichts mehr beansprucht als bei analogen Fahrrädern, auch die Akkus müssten sorgfältig kontrolliert und digitale Services durchgeführt werden, "das alles ist auch im Sinne der Sicherheit", betont der Sportfachhändler.

Was ihm sauer aufstößt: Während Radfahrer, die ihr E-Bike beim spezialisierten Fahrradfachhändler zum Service bringen, dort den Reparaturbonus geltend machen können, geht das im Sportfachhandel nicht, "das ist eine grobe Benachteiligung", betont Fischer. Immerhin die Hälfte der Reparaturkosten bis zu 200 Euro könnten sich Kunden mit dem Reparaturbonus sparen. Und gut die Hälfte der E-Bikes würden in Österreich immerhin im Sportfachhandel verkauft.

Michael Fischer ist mit seinem Protest nicht allein. Der Verband der Sportartikelerzeuger und - fachhändler (VSSÖ) hat jüngst einen Brief an das Klimaministerium geschickt, mit dem Ersuchen, den Sportfachhandel beim Reparaturbonus nicht länger auszuschließen. Unterschrieben haben sämtliche Vertreter aus dem Sportfachhandel (Intersport, Gigasport, Sport 2000, Hervis, Bründl Sports) sowie Hersteller wie KTM Fahrrad und die Interessenvertretung Arge Fahrrad.

Das Personal im Sportfachhandel sei auf E-Bike-Reparaturen spezialisiert, wird in dem Schreiben betont, "der Fahrradfachhandel und die Fahrradwerkstätten allein könnten die Nachfrage ohne den Sportfachhandel nicht decken". Beim jährlichen Fahrradservice würden in 95 Prozent der Fälle auch Reparaturarbeiten anfallen, wie Bremsbeläge wechseln, die Fahrradkette tauschen oder die Schaltung einstellen. Die österreichischen Sportfachgeschäfte hätten zu diesem Zweck in den vergangenen Jahren Hunderttausende Euro investiert, um voll ausgestattete Werkstätten auf dem neuesten Stand der Technik zu errichten. Sie von der Förderaktion des Reparaturbonus auszuschließen sei "praxisfern", erklären die Unterzeichnenden.

Das Klimaministerium erklärte auf SN-Nachfrage schriftlich: "Eine Voraussetzung zur Beantragung eines Reparaturbonus ist, dass die Reparaturarbeiten vom Betrieb auch vorgenommen werden dürfen. Wir halten uns betreffend des Umfangs der Gewerbeberechtigung hierbei natürlich an die Auskünfte der Wirtschaftskammer Österreich und des zuständigen Arbeits- und Wirtschaftsministeriums." Liege keine Gewerbeberechtigung für Fahrradtechnik oder Mechatronik vor, dürfe ein E-Bike im Nebenrecht nur in einfacher Tätigkeit repariert werden, was zahlreiche Reparaturen (etwa der Scheibenbremse) ausschließe, "dies betrifft insbesondere Betriebe mit einer reinen Handelsgewerbeberechtigung". Aus diesem Grund könnten nur Anträge von Betrieben genehmigt werden, die auch zu den entsprechenden Reparaturarbeiten berechtigt seien. Dann werde der Reparaturbonus selbstverständlich auch für E-Bike-Reparaturen ausbezahlt.

Die Sportfachhändler ihrerseits sprechen von einer "geschäftsschädigenden Regelung". Intersporthändler Fischer betont, seit mehreren Jahren schon bilde die Branche Lehrlinge zur Sportgerätefachkraft aus, seit Kurzem gebe es auch den Fahrradmechatroniker. Notwendigkeit, ein zusätzliches Gewerbe anmelden zu müssen, um sich für die Förderaktion des Reparaturbonus registrieren zu können, sieht man nicht. Diese Regelung gehöre "sofort abgestellt".

Seit Einführung des Reparaturbonus im Jahr 2022 wurden laut Klimaministerium 12.000 Reparaturgutscheine für E-Bikes ausbezahlt.

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KOMMENTARE (1)

Horst Ebner

Also ein E-Bike als "digital" und ein Standardrad als "analog" zu bezeichnen schlägt schon einmal dem Fass den Boden aus, aber dann noch festzustellen, dass ein E-Bike unbedingt eine Fachwerkstätte benötigt darf logisch hinterfragt werden. Echte E-Bikes werden als solche konstruiert und entwickelt. Einige Komponenten unterliegen je nach Schaltung und Antriebsart einem höheren Verschleiß. Aber die Prüfung der Verkehrstüchtigkeit und einfache Ersatzteile austauschen kann jede/r der nicht mit 2 linken Händen "gesegnet" ist. Ich perdönlich mache mehr und bin schneller als der durchschnittliche "Fahrradmechaniker". Deren Leistungen mich zu dem Preis nicht überzeugt haben.
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